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Pressearchiv 2014

05.05.2014

ENERVIE Gruppe: Schwieriges Geschäftsjahr 2013 aufgrund Fehlsteuerungen der Energiewende

• 1,1 Mrd. Euro Umsatzerlöse - Bilanzgewinn fällt auf 4 Mio. Euro
• Dividende an überwiegend kommunale Aktionäre ausgesetzt
• Massive Verluste im Geschäftsfeld Erzeugung erfordern schnelles Handeln - Geschäftsfelder Vertrieb und Netze mit stabilen Erträgen
• Strategische Neuausrichtung und Ergebnisverbesserungsprogramm:
o Kostensenkungen, Effizienzsteigerung, strategische Anpassungen, Investitionsüberprüfungen
• Sonderfall „Inselnetz“: Versorgungssicherheit in Südwestfalen gefährdet
o Kostenübernahme für Netzstabilität: Keine untragbaren Belastungen für die Region - Übertragungsnetzbetreiber Amprion in der Pflicht
• ENERVIE nimmt Energiewende mit Herausforderungen und Chancen an - Forderung an Politik: Neues Energiemarktdesign dringend notwendig


Die ENERVIE - Südwestfalen Energie und Wasser AG – der regionale Energieverbund der Mark-E Aktiengesellschaft, der Stadtwerke Lüdenscheid GmbH und der ENERVIE AssetNetWork GmbH im südlichen Nordrhein-Westfalen – musste ein schwieriges Geschäftsjahr 2013 verkraften. „Unsere gute Arbeit, unter anderem mit den stabilen Geschäftsfeldern Vertrieb und Netze, wurde durch die Fehlsteuerungen im Energiemarkt und den dadurch hervorgerufenen massiven Verlusten im Erzeugungsbereich konterkariert“, zieht Vorstandssprecher Ivo Grünhagen anlässlich der Bilanzpressekonferenz am 5. Mai 2014 ein nüchternes Fazit. Trotz der stabilen Geschäftsfelder Vertrieb und Netz sowie einem konsequentem Kostenmanagement führte dies im Ergebnis dazu, dass im Geschäftsjahr 2013 bei einem gesunkenen Umsatz von über 1,1 Mrd. Euro der Bilanzgewinn auf 3,6 Mio. Euro fiel. Die Dividende an die Aktionäre soll daher ausgesetzt werden.

Für die Versorgung der insgesamt rund 380.000 Kunden und Energiehandelspartner lieferte die ENERVIE Gruppe 2013 rund 9.8 Milliarden Kilowattstunden Strom, 5,3 Milliarden Kilowattstunden Gas, 419 Millionen Kilowattstunden Wärme und 17,1 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.

Preise

Mark-E und die Stadtwerke Lüdenscheid hielten trotz leicht gestiegener Beschaffungskosten und Netznutzungsentgelte die Gaspreise für ihre Kunden im Gegensatz zu vielen anderen Versorgern im Geschäftsjahr konstant. Dagegen sorgten insbesondere gestiegene Kosten aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) dafür, dass Mark-E und SWL mit Wirkung zum 1. Januar 2014 die Strompreise für Privat- und Geschäftskunden in den Grundversorgungs- und Sondertarifen in einer Größenordnung von etwa 2 bis 3 Prozent anheben mussten Die Verbraucherpreise für Wasser konnten Mark-E und die Stadtwerke Lüdenscheid in 2013 stabil halten.

Kraft für Erneuerung

Mit einer strategischen Neuausrichtung und einem Ergebnisverbesserungsprogramm begegnet ENERVIE den Herausforderungen der Energiewende, um das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Zentrale Elemente hierbei sind Kostensenkungen, Effizienzsteigerung, strategische Anpassungen und Investitionsüberprüfungen.

ENERVIE investiert auch weiterhin in den Netzausbau zum Erhalt der hohen Versorgungssicherheit und setzt mit seinen Vertriebsmarken Mark-E und Stadtwerke Lüdenscheid auf einen Erhalt der starken Kundenbindung in der Region. Ein weiterer Baustein ist die Stärkung der Position im Versorgungsgebiet durch den Erwerb bzw. die Verlängerung von Konzessionen. So konnten in 2013 mit den Städten Hagen, Lüdenscheid, Halver, Kierspe und Plettenberg Konzessions- bzw. Strompachtverträge neu abgeschlossen werden.

Ein Beispiel für die Investitionen in Zukunftssicherheit ist die Sicherstellung und Verbesserung der Wasserversorgung in Hagen durch die Sanierung des Wasserwerkes Hengstey und die Wiederinbetriebnahme des Wasserwerkes Hasper Talsperre. Ein Element der strategischen Neuausrichtung ist die Konzentration auf Kerngeschäft - exemplarisch hierfür steht der Verkauf lekker Energie GmbH an die SWK Stadtwerke Krefeld.
Der Bau ENERVIE Zentrale ist erfolgreich im Zeit- und Kostenrahmen abgeschlossen worden. Durch die Konzentration aller bisherigen Hagener Standorte des Unternehmens, eine verbesserte Kommunikation und optimierte Prozesse verspricht sich ENERVIE einen jährlichen Einspareffekt von rund 5 Mio. Euro. Die offizielle Einweihung und der Einzug finden im Mai 2014 statt.

Fehlsteuerung des Energiemarktes: Konventionelle Kraftwerke massiv unter Druck

Aufgrund der Fehlsteuerung des Energiemarktes – vorrangig in das Netz eingespeister Strom aus Regenerativen Energien drängt insbesondere konventionelle Gas- und Steinkohle Kraftwerke aus dem Markt – verzeichnet ENERVIE derzeit jährliche Defizite in der Stromerzeugung von rund 50 Mio. Euro. Das Unternehmen hat aufgrund dieser existenzbedrohenden wirtschaftlichen Entwicklung im Erzeugungsmarkt bereits im September 2013 den gesamten Kraftwerkspark bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) zur Stilllegung angezeigt. Da jedoch Teile dieses Kraftwerksparks aufgrund der Insellage des regionalen Verteilnetzes zur Sicherstellung der Stromversorgung in der Region benötig werden, müssen die ENERVIE Kraftwerke weiter betrieben werden. Bezüglich der wirtschaftlichen Entlohnung der entstehenden Kosten steht ENERVIE in sehr intensiven Gesprächen mit der Bundesnetzagentur und dem Übertragungsnetzbetreiber Amprion. Fatalerweise hat die BNetzA den Standpunkt eingenommen, dass die entstehenden Kosten dem Verteilnetz und nicht dem Übertragungsnetz zugeordnet werden. Dies würde die Netzentgelte für alle Stromkunden in Hagen und der Region, unabhängig vom Anbieter-Vertrag, deutlich erhöhen. Konsequenz wäre damit, dass in der Folge massiv ansteigende Netzentgelte die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft bedrohen und Haushalte in der Region unverhältnismäßig belasten würden. ENERVIE fordert daher, dass es weder zu Nachteilen für das Unternehmen, noch zu Nachteilen für Endverbraucher und Kommunen kommen darf. Vielmehr muss der Übertragungsnetzbetreiber Amprion seiner Verantwortung für die Netzstabilität gerecht werden und die Kosten hierfür tragen.

Strategie und Ausblick

ENERVIE geht derzeit bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Situation für das Jahr 2014 von einem Ergebnis auf einem ähnlichen Niveau wie 2013 aus. Erhebliche Unsicherheiten ergeben sich jedoch vor allem durch den Ausgang der Gespräche mit der Bundesnetzagentur bezüglich der Kostenübernahme für die Sicherstellung der Versorgung in der Region. Durch weitere Kostensenkungen und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Vermarktungsstrategie wird das Unternehmen hier aktiv gegensteuern. ENERVIE fordert von der Politik die schnelle Beseitigung der Fehlsteuerungen der Energiewende durch die Änderung des Marktdesigns in der Stromerzeugung und die angemessene Vergütung der Versorgungssicherheit durch die Bereitstellung konventioneller Kraftwerkskapazitäten.


Hagen, 5. Mai 2014